Möbel in den 40er und 50er Jahren
            40er Jahre - der Weltkrieg und sein Ende
Politik der 40er Jahre:
Hitler, Judenverfolgung, Drittes Reich, der Zweite Weltkrieg tobt.
Nach Kriegsende kommen Hunger, Schwarzmarkt, Wiederaufbau.
Mit Hilfe des Marshall Plans stärken die USA Westeuropa gegen die Sowjetunion. über 13 Mrd. US-Dollar werden aufgewendet (das wären heute über 75 Mrd. Euro).
Davon erhalten England knapp 25%, Frankreich 20%, Deutschland 10%.
Als die drei Westzonen die D-Mark einführen, wird der Landweg nach Westberlin abgesperrt.
Durch die Luftbrücke mit ihren Rosinenbombern kann Westberlin die Blockade überstehen. Die NATO wird gegründet.
Kurz nach der Gründung der BRD entsteht auch die DDR.
Kultur der 40er Jahre:
Expressionismus mit Ernst Barlach, Marc Chagall, Otto Dix, Emil Nolde, Franz Marc...
Ausstellung "Konkrete Kunst" mit Hans Arp, Piet Mondrian und vielen Anderen
Antoine de Saint-Exupérys Erzählung "Der kleine Prinz" erscheint, Arthur Miller schreibt das Drama "Tod eines Handlungsreisenden",
Bert Brecht schreibt zeitkritische Stücke, George Orwell schreibt "Animal Farm" und "1984"
Der Film "Die Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann wird gedreht.
Unterhaltungsmusik: Bing Crosby, Duke Ellington und Jupp Schmitz mit "Wer soll das bezahlen?"
Architektur der 40er Jahre:
In der DDR setzt sich zunächst der "Zuckerbäckerstil" durch, angeregt von russischen Prachtbauten.
Um schneller mehr Wohnungen zur Verfügung stellen zu können, wird dann im Wohnungsbau auf Schnörkel verzichtet und die Bauteile zunehmend genormt.
Es entstehen die Plattenbauten in riesigen Siedlungen und Vorstädten.
Da mehr Wert auf schnell zu fertigende Neubauten gelegt wird, verkommen die Altbestände in den Städten.
Die Wallfahrtskirche von Ronchamps wird nach Plänen von Le Corbusier gebaut.
Technik und Wissenschaft der 40er Jahre:
Mit Hilfe von Penicillin und anderen Antibiotika werden Krankheitskeime bekämpft.
Der Kunststoff Polyethylen (PE) setzt sich am Markt durch, Nylonstrümpfe verschönern Frauenbeine,
Teflon wird erfunden, Schallplatten werden aus "Vinyl" (PVC) hergestellt. Fernseher erhalten kabelgebundene Fernbedienungen.
Der Mikrowellenherd wird erfunden, der Großrechner ENIAC schafft 300 Multiplikationen je Sekunde (zum Vergleich: Intel i7: 107 GFLOPS).
Die Energiegewinnung durch Kernspaltung beginnt, auf Hiroshima und Nagasaki fallen Atombomben, die Droge LSD wird entdeckt.
Gesellschaft der 40er Jahre:
Mit Krieg und Konzentration der Bautätigkeit auf Militärobjekte steigt die Wohnungsnot, die Kriegszerstörungen verschärfen die Situation vollends.
Erst nach Gründung beider deutscher Staaten setzt die Bautätigkeit wieder ein.
Berliner genießen erstmalig eine Currywurst, 1949 öffnet der erste Selbstbedienungsladen in Deutschland, setzt sich aber noch nicht durch.
der Papst droht Kommunisten die Exkommunikation an.
In der DDR wird 1949 die Prügelstrafe in den Schulen abgeschafft (BRD: 1973)
Neue Handelsmarken: adidas, Die Zeitschriften "Frau im Spiegel" und "Constanze" erscheinen.
Möbel der 40er Jahre:
Hochwertige Möbel der 40er Jahre sind aus Eiche oder anderen Harthölzern.
Für die Massenware werden neben Sperrholz auch verleimte Stabholzplatten mit furnierter Oberfläche verwendet.
In modernen Wohnungen werden erstmals Einbauküchen montiert, üblich bleiben aber einzelne Schränke und Anrichten. Der Herd wird mit Holz befeuert.
Im Wohnzimmer stehen große geblümte Sessel und Sofas.
Ausladende Vitrinen aus dunkel gebeiztem Holz und große Wohnzimmerbuffets sind in Mode.
Gerne wird auch massives Wurzelholz verwendet.
In den Schlafzimmern stehen dunkle, wuchtige Schränke und Betten mit hohen Kopf- und Fußteilen, die Waschtische haben oft eine Marmorplatte.
Im 3. Reich wird der konservative Einrichtungsstil der 20er Jahre ohne modische Einflüsse propagiert.
Die Möbel sollen "Generationen überdauern". Das Herrenzimmer als fester Bestandteil gehobenen wohnens unterstreicht die Rollenverteilung.
Der Volksempfänger steht in jedem Wohnzimmer. Mit der Umstellung auf Kriegsproduktion gewinnen Vorlagen zum Selbstbau an Attraktivität.
Puppenhäuser der 40er Jahre:
            50er Jahre - die Zeit der Nierentischchen und Tütenlampen
Politik der 50er Jahre:
Aufbau des Sozialismus in der DDR, Gründung des Europäischen Parlaments in Straßburg, Kalter Krieg, Wirtschaftswunder.
Gründung des Warschauer Pakts, Mit NVA und Bundeswehr werden beide deutsche Staaten wieder bewaffnet.
In den römischen Verträgen wird die EWG gegründet.
Kultur der 50er Jahre:
Entdeckung der prähistorischen Höhlenmalereien in der Höhle von Lascaux, die erste Documenta in Kassel zeigt avantgardistische Kunst.
Viele der "entarteten Künstler" werden rehabilitiert, manche werden weiterhin von alteingesessenen Juroren aussortiert.
Ernest Hemingway schreibt den Roman "Der alte Mann und das Meer", Samuel Beckets eigenwillige Prosa erscheint.
Friedrich Dürrenmatt schreibt "Der Besuch der alten Dame" , Günther Grass die "Blechtrommel", Bruno Apiz "Nackt unter Wölfen".
Mit dem Buch "Der Herr der Ringe" wird der Fantasyroman modern, die Romane "Desirée" und "Vom Winde verweht" erscheinen.
Stefan Heym schreibt seine Romane, Das "Tagebuch der Anne Frank" wird veröffentlicht.
Leonard Bernsteins Musicals entstehen,
Charlie Chaplins Filmsatire "Der große Diktator" flimmert in den Kinos, Filmgrößen sind O.W. Fischer, James Dean, Grace Kelly und Marilyn Monroe,
Hildegard Knef spielt "Die Sünderin", "Der Förster im Silberwald" und "Schwarzwaldmädel" begeistern die Deutschen.
Der Heimatfilm zeigt die schönen Seiten Deutschlands. "Die Sünderin" mit Hildegard Knef und "Das Wirtshaus im Spessart" kommen ins Kino,
die Augsburger Puppenkiste ins Fernsehen.
Das Berliner Kabarett "Die Distel" gibt seine erste Vorstellung, das Sandmännchen sagt den Kindern Gute Nacht.
Das heitere Beruferaten beginnt im Fernsehen.
Unterhaltungsmusik: Der Rock'n Roll erobert die Jugend, Bill Haleys "Rock Around the Clock", Elvis Presley als GI in Friedberg, Fats Domino, Bing Crosby, Chuck Berry.
Es ist aber auch die Zeit des deutschen Schlagers mit Caterina Valente, Günter Hapke, Freddy Quinn, Lale Andersen, Vico Torriani,
Architektur der 50er Jahre:
In der BRD entstehen Mietshäuser des sozialen Wohnungsbaus in Randlage der Städte, der "Traum vom Eigenheim" bleibt für viele eine Utopie.
Neubauwohnungen haben etwa 50 Quadratmeter Wohnfläche, um Platz zu sparen entsteht das Wohn-Schlafzimmer mit Klappbett oder Ausziehcouch.
Die Innenstädte werden wieder aufgebaut, teils restauriert, teils ohne Rücksicht auf das Stadtbild.
Otto Grotewohl, Le Corbusier, Frank Lloyd Wright baut das Guggenheim-Museum in New York, in Brüssel entsteht das Atomium,
das UN-Hauptquartier in New York entsteht (und verkommt seit der Fertigstellung langsam, da sich die USA weigern, Finanzmittel zur dringend notwendigen Sanierung bereit zu stellen).
In Sydney wird etwa 15 Jahre an der Oper gebaut, allein für die Berechnung der Dächer benötigten damalige Computer anderthalb Jahre.
Technik und Wissenschaft der 50er Jahre:
Die Langspielplatte ermöglicht ganze Symphonien anzuhören, der Zuckerportionierer kommt auf den Kaffeetisch,
neue Badezimmer bekommen einen Durchlauferhitzer.
Der Elektroherd erhält Automatik-Platten, Schallplatten geben die Musik in Stereo wieder,
Die Antibabypille schafft die Grundlage für den späteren Geburtenrückgang,
die Struktur der DNS wird entdeckt, gegen die Kinderlähmung wird ein Impfstoff entwickelt, das Laser-Licht, Herzschrittmacher, Autotelefon und
die Schneekanone werden erfunden, der Start des Sputnik schockt die westliche Welt, der erste amerikanische Satellit explodiert beim Start.
Gesellschaft der 50er Jahre:
Der Krieg war zu Ende, die Trümmer wurden weggeräumt, 1950 werden im Westen die Lebensmittelkarten abgeschafft, in der DDR 1958.
Es herrscht Wohnungsnot, die Haushaltsgegenstände sind im Krieg verloren gegangen, Geld für Anschaffungen fehlt.
1955 sind etwa 40 % der westdeutschen Bevölkerung arm, sie stellen 0,4 % der Studenten.
10 % der Haushalte haben einen Kühlschrank, 39 % einen Staubsauger, 83 % ein Radio, 6 % ein Auto (Allensbach 1956).
1958 sind 50 % der beschäftigten Männer Facharbeiter, bei den Frauen sind es 9 %.
Vespas und Petticoats sind der große Schrei. Brigitte Bardot ist die meistfotografierte Frau der Zeit.
"Halbstarke" lehnen sich gegen das Spießertum auf, Horst Buchholz und Karin Baal spielen sie im gleichnamigen Film.
Die scheinbar unendlich reichen Amerikaner sind das große Vorbild in Konsumfragen.
Kühlschränke verdrängen den Eisschrank, EDEKA stellt Läden auf Selbstbedienung um.
Die Rennpappe Trabant, Messerschmidt Kabinenroller, Lloyd Arabella und die Knutschkugel Isetta von BMW fahren auf den Straßen.
Die Farben schwanken zwischen Pastell und Krietsch, die Bluejeans verbreitet sich in Deutschland.
Die ersten Werbespots flimmern im Fernsehen, das Badezimmer wird in Neubau-Wohnungen Standard.
Die Jungen laufen in Lederhosen herum, junge Frauen reißen sich um Nylonstrümpfe, die 1950 noch 2/3 eines Monatsgehalts kosten.
Neue Handelsmarken: Tetra Pak, Caro-Kaffee, ESGE-Zauberstab, Die Zeitschrift "Brigitte" erscheint, der Hoola-Hoop-Reifen wird vermarktet,
In der DDR: Esda (Perlonstrümpfe), Florena Creme, Fit Spülmittel.
Möbel der 50er Jahre:
Zunächst greifen die Möbelfabrikanten auf die Modellpalette der Vorkriegszeit zurück.
Man richtete sich ein, wie vor dem Krieg: Gut gestellte mit dicken Polstermöbeln, weniger betuchte mit Möbeln in einfachen Formen.
Die Nachkriegsmöbel entstehen zwar im Design der Vorkriegszeit, sind qualitativ aber oft deutlich schlechter.
Zunehmend werden Spanplatten verwendet.
Auch der "Gelsenkirchener Barock" feiert ein Comeback, bei einer Befragung entscheiden sich 60% für ein Wohnzimmer mit wuchtigem Schrank, Esstisch in der Mitte,
Stühlen mit geschwungenen Lehnen und schwerem Polstersessel.
Nur 7% wünschen sich eine Einrichtung, die heute als typisch für die Zeit angesehen wird, mit Nierentisch und Schalensessel (Allensbach, 1956).
Neuere Möbel-Entwürfe werden zierlicher, nach außen gestellte, dünne, nach unten hin konische Beine zieren
Stühle, Tische, Musik- und Fernsehschränke, meist enden sie in Messingfüßen.
Bei den Oberflächen werden helle und dunkle Hölzer kombiniert.
Firma Poggenpohl stellt die erste Anbauküche her. Die Küchenschränke in pastellfarbenem Resopal sind hellblau, rosa oder weiß,
oft auch die einzelnen Fronten der Küchenmöbel in jeweils einer dieser Farben.
Neubauten in Mietshäusern haben eine kleine Küche. Dort setzt sich die Einbauküche durch.
Ein Kühlschrank kostet etwa ein Monatsgehalt, eine Waschmaschine mit Schleuder das Vielfache.
In großen Küchen ist der Vitrinenaufbau des großen Küchenschranks weiterhin zentrales Element der Kücheneinrichtung.
Die Speisen werden von der Küche mit einem Servierwagen zum Wohn- oder Esszimmer gebracht.
Das Wohnzimmer ist zentraler Raum des Familienlebens, Klappcouch und der Gummibaum dürfen nicht fehlen.
Die Wohnzimmertische sind mittels einer Kurbel in der Höhe verstellbar.
Die Fernsehschränke, Cocktail- und Fernsehsessel sind mit konischen Holzbeinen versehen.
Ein Nierentischen, vielleicht auch als Blumenbank, stehen im Raum, an der Decke und an den Wänden halten Tütenlampen mit biegsamen Spiralarmen Einzug.
An der Wand hängt ende der 50er ein String-Regal, furnierte Bretter in einer kunststoffbeschichteten Drahtleiter.
Im Schlafzimmer verdrängt die Frisierkommode mit drei Spiegeln den Waschtisch.
Die Nachttische werden kleiner und zierlicher, in der Ecke steht ein plüschbezogener Hocker mit Stahlbeinen.
In Anlehnung an die Abstrakten Kunst heißen die Muster der Stoffe, Böden und sonstiger Oberflächen "Konfetti" oder "Mikado",
Stragula, eine bedruckte Bitumenpappe, wird als billige Imitation des Linoleums verwendet.
Puppenhäuser der 50er Jahre:
Zunächst spiegeln viele Puppenstuben der Nachkriegszeit den Wunsch nach "heiler Welt", die noch am ehesten auf dem Lande zu sehen ist.
Die einfacheren bäuerlichen Möbel entstehen aber sicherlich deshalb, weil sie in Eigenarbeit leichter herzustellen sind.
Danach beginnt das Wirtschaftswunder zu wirken, die Puppenhäuser erhalten allen erdenklichen Luxus.
Im Miniaturmaßstab werden alle Haushaltsgeräte, Klein-, Garten- und Sondermöbel, aber auch Tapeten und Teppiche angeboten.
Zunehmend wird Kunststoff als Material eingesetzt.
Die Waschmaschine "Caroline" sieht aus, wie eine Constructa. Es gibt sie mit Handkurbel oder Batteriebetrieb.
Von amerikanischen Besatzern hat man das Feiern gelernt, auch die Grillparty kann jetzt in der Puppenstube - bzw im Garten davor - gefeiert werden.